Wir alle kennen den guten Rad der Kumpels „immer schön rund treten“ – bedeutet: Tritteffizienz. Der Spruch manifestiert sich irgendwann im Leben eines Radsportlers und ist omnipräsent. Wie es in der Praxis richtig funktioniert, wissen aber die wenigsten. Wir versuchen das Thema einmal von A bis Z und leicht verständlich aufzurollen…

Über den Tellerand gucken

Bevor ein jeder Fahrer auch nur daran denkt seine Trettechnik zu optimieren, muss er erst einmal korrekt sitzen! Wer nicht seiner Anatomie entsprechend korrekt sitzt, wird niemals das Potential seiner Tritteffizienz erfahren. Die richtige Position auf dem Rad bezieht sich in erster Linie natürlich auf die richtige Rahmengröße, einen individuell peinlich genau eingestellten Sattel mit guter Passform und natürlich die passende Vorbaulänge. Es empfiehlt sich bei der Satteleinstellung mit einem Lot zu arbeiten und sich dabei helfen zu lassen.
Ideal ist natürlich ein professionelles Bike-Fitting und die anschließende Positions-Markierung der Komponenten (Sattelstütze, Sattelrails). Die Investition darin lohnt sich, schließlich sorgt sie  nicht nur für eine tolle Basis um hocheffizient zu pedalieren, sie sorgt auch für einen hohen Grad an Verletzungsprophylaxe und hilft Disbalancen sowie Überbelastungen zu vermeiden.

Was beeinflusst noch die Tritteffizienz? Es ist nicht das bewusste (Druckphase) oder unbewusste (Zugphase) Pedalieren, auch viele andere Faktoren können die Effektivität einer Kurbelumdrehung beeinflussen. Zunächst ist eine Asymetrie der Beine ein gewichtiger Faktor. Man sollte meinen man wüsste selbst ob man eine solche hat oder auch nicht, aber in der Tat ist eine leichte bis mittlere Asymetrie der Beine relativ häufig. Dies kann durch Unfälle mit Brüchen oder schlicht Verletzungen der Sehnen und Bänder ausgelöst werden, die dann durch eine unterbewusste Schonhaltung sogar noch verstärkt  wird. Da kommen schnell einige Millimeter zusammen und schon stimmt die Symetrie nicht mehr. So etwas lässt sich problemlos mit Einlagen oder/und in der Physiotherapie behandeln. Vollkommen normal sind unterschiedliche, muskuläre Bedingungen der Beine. Fast jeder hat ein stärkeres Bein (Standbein) und pedaliert damit in der Regel auch etwas kraftvoller. Wichtig ist aber Kenntnis darüber zu erlangen, denn derartige Disbalancen der unteren Extremitäten haben nicht nur Einfluss auf die Performance auf dem Rad, sie beeinflussen auch den Rücken, die Nackenmuskulatur und somit den gesamten Körper und sein muskuläres System. Physiotherapeuten und Osteopathen verbringen viel Zeit mit diesen gern gesehenen Patienten…

Was ist nun eigentlich Tritteffizienz?

Wären wir als Fahrer in der Lage über die vollen 360 Grad einer Kurbelumdrehung immer die maximale Kraft auf das Pedal zu bringen, läge die Tritteffizienz bei 100% (jedes Bein ist für 50% verantwortlich) und das hätte enorme Auswirkungen auf deine Performance. Allerdings ist es unmöglich eine solche Effizienz zu erreichen, da schon alleine das Gewicht der Beine/Füße ein solches Vorhaben unmöglich macht. Abgesehen davon wäre das über die volle Kurbelumdrehung ausgenutzte Kraftpotential eine enorme muskuläre Belastung. De facto sind wir fast alle sehr, sehr weit von einem realitätsnahen Optimum entfernt, welches deutlich schneller macht und ein dauerhaft machbares Verhältnis aus Be- und Entlastung bietet. Dieses Optimum gilt es anzustreben und dabei helfen: kontrolliertes Üben – idealerweise mit der Visualisierung eines geeigneten Powermeters, ovale Kettenblätter mit Verstellbarkeit zum Kurbelarm und dieser Artikel.

Runde oder ovale Kettenblätter – Vor- und Nachteile

Ist die richtige Position auf dem Rad gefunden, geht es an die Kurbel – aber nicht aufs Rad. An dieser Stelle stellt sich nämlich die Frage nach einem klassisch runden oder modernen, ovalen Kettenblatt. Nach dem Flop der ovalen Biopace-Blätter in den 90ern hat sich sehr viel getan. Die Biomechanik wurde grundlegend neu betrachtet und das Problem gelöst, so jedenfalls bei den Rotor Q-Rings mit zwei verschiedenen Ovalitäten, einem Verstellbereich an der Kurbel (OCP). Solche ovalen Kettenblätter lassen sich ganz individuell auf den Fahrer einstellen und optimieren ohne weiteres Zutun die Druck- und Zugphase auf das physikalisch mögliche Optimum. Wer lieber mit runden Blättern fährt, verzichtet auf diesen Vorteil und muss den doch recht großen Totpunkt ab der 5-Uhr-Position mit einer extrem intensiven Zugphase am anderen Bein kompensieren. Es gibt einen Grund, warum ein Großteil der Triathlon-Elite oval fährt und zahlreiche Profi-Fahrer im Straßenradsport es ihnen gleich tun, wenn sie es sponsorenbedingt dürfen. Auch im Mountainbikesport ist oval immer mehr ein Thema und das nun auch im Gravitybereich.

Betrachtet man mit einem Powermeter, der über ein solches Feature verfügt, die Belastungsspitzen einer vollen Kurbelumdrehung, fallen fast immer sehr ausgeprägte Drehmomentspitzen auf. Nachvollziehbar in der jeweiligen Druckphase des Pedals. Entsprechend dünn ist der Drehmoment dann in den Bereichen dazwischen. Ziel müsste sein, ein möglichst homogenes Druckverteilungsbild aufzubauen, bei dem es nur sehr geringe oder gar keine Spitzen gibt. Der stete Versuch einen Druckverlust mit einer Drehmomentspitze wieder auszugleichen geht dem Radsportler zwar ab Stunde 1 in Fleisch und Blut über, ist aber aus muskulärer und physikalischer Sicht kontraproduktiv.

 

Tritteffizienz – die Analyse mit dem Powermeter

Um der eigenen Tritttechnik auf die Spur zu kommen führt kein Weg am Powermeter vorbei. Das kann durchaus der bei der nächsten Leistungsdiagnostik sein oder aber ein eigener. Um über einen längeren Zeitraum an der Tritteffizienz zu arbeiten ist es ratsam sich mit einem Powermeter zu beschenken. Mal ganz abgesehen von den vielen weiteren Vorteilen eines solchen Geräts in Training und Wettkampf, kann ein entsprechend ausgerüsteter Powermeter plus Software erstmals Erkenntnis über die nackte Wahrheit geben und dann den Weg aus der Katastrophe zeigen. Denn sind wir doch mal ehrlich, wer tritt schon wirklich effizient?

Was muss nun so ein Powermeter können um damit an der Tritteffizienz zu arbeiten? Vor allem sollte er eine beidseitige Messung offerieren. Einseitig messende Powermeter können zwar durchaus die Effizienz einer Kurbelumdrehung an einem Bein berechnen, bekanntermaßen haben wir (meistens) aber zwei davon und diese arbeiten unerfreulicherweise auch noch different. Es ist daher vollkommen normal, wenn man als erste Eigendiagnose eine Lastverteilung von 45 zu 55% zwischen linkem und rechten Bein, oder sogar mehr vorfindet.  Das Problem löst sich dann mit der Optimierung der Tritteffizienz meist von selbst und werden nicht ganz die idealen 50/50 erreicht, ist das auch nicht tragisch.

ROTORpower App Screens

ROTORpower App Screens

Als Beispiel soll uns ein Rotor 2INpower Leistungsmesser dienen. Er eignet sich besonders gut als Beispiel, da er einerseits beidseitig misst und andererseits auch beide 360-Grad-Umdrehungen grafisch und in einem Datensatz darstellen kann. Wahlweise in einer kostenlosen Desktop-Software für Windows/Mac oder aber in der neuen App für Android und iOS. Beide Systeme geben sehr einfach verständlich Aufschluss über den aktuellen Status der Tritteffizienz und im Falle der App sogar unterwegs – um kontrolliert an der Tritttechnik zu arbeiten. Darüber hinaus gestatten auch einige Radcomputer eine gröbere Analyse der Lastverteilung, so zum Beispiel die Garmin-Edge Geräte oder auch der SGX-Radcomputer von Pioneer.

Im nachfolgenden Video zeigen wir am Beispiel der ROTOR 2INpower für Rennräder, wie man die Software installiert und mit dem Powermeter verbindet um Livedaten zu analysieren.

 

Vergleich macht reich? Na zumindest schlauer!

Einen Schritt zurück zu den runden und ovalen Kettenblättern. Hast du dich dafür entschieden weiter rund zu fahren, weil rund einfach schön ist, bitte zum nächsten Absatz springen. Alle anderen lesen hier weiter und erfahren, warum es sehr sinnvoll mit der Analysesoftware rund und oval zu vergleichen.
Der erste Schritt ist nämlich eine Testfahrt im Grünen oder noch besser auf der fixen Rolle, um für gleiche Verhältnisse zu sorgen. Mit dem Rotor Powermeter und seiner Software ausgerüstet wird nun eine Runde mit den alten, runden Blättern gefahren. Danach schauen wir uns das Analyseergebnis an und notieren es uns. Ein Blick auf die Drehmomentspitzen lohnt auch schon hier. Bitte nicht bemühen anders zu fahren als sonst!
Jetzt fahren wir das gleiche Programm noch einmal mit ovalen Blättern (es empfiehlt sich mit 10% Ovalität einzusteigen) und schauen uns danach die Analyse an. An dieser Stelle wird die Software bereits die Positionierung des ovalen Kettenblatts (Q-Ring) in Relation zum runden bewertet haben und ggf. eine andere vorschlagen. Sollte dies der Fall sein, montiere die Blätter nun auf die empfohlene Position. Es folgt eine weitere, kurze Testfahrt und erneut wird die Tritteffizienz ausgewertet. In der Regel wirst du nun ein ideales Ergebnis im Vergleich zur vorigen Fahrt haben.

Die „Rund“-Fahrer…

Deine Wahl fiel auf runde Blätter. Kein Problem, auch wenn es tatsächlicher einfacher ist mit einem richtig positionierten ovalen Blatt effizienter zu fahren. Auch hier hilft die Software von Rotor mit der Liveanalyse, es fällt nur eben der Schritt mit dem Vorher-Nachher-Vergleich von Rund zu Oval weg. Die Grafik zeigt dir live deinen Tritt über die vollen 360 Grad an und zwar sowohl über die PC- und Mac-Software als auch in der App für Android und iOS.

 

Ein paar Begriffsbestimmungen

Pedal Smoothness

Schon wieder so ein fürchterlicher Begriff, der scheinbar alles komplizierter macht. Aber schnell erklärt und durchaus bedeutsam. Die Pedal Smoothness gibt an wie geschmeidig und rund tretend du pedalierst. Zurück zum Anfang – wären wir in der Lage jede Kurbelumdrehung mit einer Effizienz von 100% zu vollziehen, gäbe es diesen Wert nicht. Denn dann läge der durchschnittlich auf das Pedal gebrachte Druck auf dem exakt gleichen Level wie der maximale Druck. Unrealistisch, also benötigen wir zur Klassifizierung unserer Fähigkeiten einen Wert, die Pedal Smoothness. Dieser Wert gibt in Prozent den durchschnittlichen Druck über die volle Umdrehung in Relation zum maximalen Druck an.

Torque Effectiveness (Drehmoment Effizienz)

Dieser Wert gibt das Verhältnis positivem Drehmoments gegenüber dem gemittelten Drehmoment über die ganze Umdrehung an. Dieser Wert wird für beide Beine erhoben und wird bei den meisten Menschen unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich kann man aber verallgemeinern, dass die Drehmoment-Effizienz bei geringeren Kadenzen (weniger Umdrehungen pro Minute) höher ist als bei hohen Kadenzen (Spinning). Das liegt auch an einer gewissen Trägheit des Menschen konzentriert die volle Umdrehung mit maximaler Effizienz zu treten. Klappt bei weniger Umdrehungen einfach besser und lässt sich ganz einfach ausprobieren.

Optimum Chainring Angle (OCA)

Diesen Wert gibt es nur bei ROTOR und seinen Q-Rings. Die OCA bezeichnet eine Kettenblattposition auf dem Spider in Bezug auf die Kurbelarmstellung. In Abgrenzung zu anderen Herstellern ovaler Kettenblätter lassen sich die Q-Rings nämlich je nach Kurbel in bis zu 5 Stellungen montieren, bei Mountainbike-Kurbelm mit Direct Mount Ringen sogar (theoretisch) in 360 Schritten. Was bringt das? Nur so kann jeder Fahrer die für sich ideale Position der Ovalität herausfinden und seine Tritteffizienz verbessern. Die Montage statisch fixer ovaler Kettenblätter kann ebenfalls funktionieren, muss aber nicht. Das Risiko liegt dann beim Käufer. Bei der Gelegenheit sei erwähnt, dass ROTOR Käufern von Q-Rings ein 30-tägiges Rückgaberecht ohne Angabe von Gründen einräumt, die Art der Rückerstattung (Bar oder Gutschein) muss nur vorab mit dem Händler geklärt werden.